Die Welt kann es sich nicht leisten, noch mehr von ihrem Naturkapital zu verlieren.
Es ist erwiesen, dass Unternehmen, die am stärksten von natürlichen Ressourcen abhängig sind – zum Beispiel von Pflanzen für die Arzneimittelentwicklung oder die Bestäubung durch Insekten – mit höheren Kapitalkosten rechnen müssen.
Die Messung der Auswirkungen des Verlusts der biologischen Vielfalt auf die Anlegerportfolios ist daher ein entscheidender Aspekt für die Investoren. Aber das ist nicht einfach. Die derzeit verfügbaren Instrumente zur Bewertung und Überwachung solcher Risiken – die alle die Anlagerenditen beeinflussen können – sind nicht fortschrittlich genug.
Unternehmen und Investoren können es sich jedoch nicht leisten, den Verlust der biologischen Vielfalt als Risikofaktor ausser Acht zu lassen. Er ist in jedem Fall jetzt schon eine wesentliche finanzielle Variable, die die Art und Weise beeinflusst, wie Unternehmen ihre Geschäfte führen und Investoren ihr Kapital zuteilen.
Als Orientierungshilfe für die Investoren stellen wir die neuen Forschungsarbeiten der Wissenschaftler des MISTRA Finance to Revive Biodiversity Programms vor, an dem wir als Gründungspartner beteiligt sind. Das Team hat den Prototyp eines Instruments zur Messung des Verlusts an biologischer Vielfalt entwickelt, das sogenannte Earth System Impact (ESI)-Modell, das eine breitere Bewertung der Umweltauswirkungen ermöglichen soll.
Das Modell befindet sich zwar noch in der Entwicklung, kann aber schon jetzt umfassendere Erkenntnisse liefern als es mit einer Analyse der von einem Unternehmen oder einer Branche veröffentlichen Informationen möglich wäre.
So stellten die Forscher bei der Anwendung des Modells auf die Bergbauindustrie fest, dass CO2-Emissionen nur bei der Hälfte der untersuchten Minen die Hauptursache für Umweltschäden waren, während bei 40 Prozent der Minen die Bodenzerstörung die Hauptursache für die Degradation war.
Wir demonstrieren auch unser eigenes Modell für die Messung der Auswirkungen auf die Biodiversität und erläutern, wie wir die Erkenntnisse aus dem ESI-Tool nutzen wollen, um unser Investmentkonzept weiter zu verbessern.
Kurzüberblick
- Die Finanzmärkte fangen langsam an, die mit dem Verlust der biologischen Vielfalt verbundenen Risiken zu berücksichtigen. Das bedeutet, dass Unternehmen, die am stärksten von Ökosystemen abhängig sind, mit niedrigeren Bewertungen und höheren Kapitalkosten rechnen müssen.
- Die bestehenden Methoden zur Berechnung der Auswirkungen auf die biologische Vielfalt gehen jedoch nicht weit genug. Wir glauben, dass das Earth System Impact (ESI) Modell insofern neue Wege beschreitet, als es wichtige Wechselwirkungen zwischen Biosphäre und Atmosphäre berücksichtigt, die für die Gesundheit des Planeten entscheidend sind.
- Das ESI-Tool liefert jetzt schon umfassendere Erkenntnisse als die standardmässigen Informationen der Unternehmen für die Investoren. Unternehmen und Investoren könnten das ESI-Modell nutzen, um ökologisch problematische Standorte und Investitionen zu ermitteln und sich Ziele zu setzen, um ihre Auswirkungen auf die biologische Vielfalt nach und nach zu verringern.
Schon gewusst?
Die Rückkopplung zwischen Klimawandel und Verlust der biologischen Vielfalt wird voraussichtlich zu einer zusätzlichen Erwärmung der globalen Temperatur um 0,4 °C bis 2100 führen.
Quelle: Lade, SJ. et al (2019)
Pictet Asset Management und FinBio
Wir repräsentieren die globale Vermögensverwaltungsbranche als „Impact Partner“ im MISTRA Finance to Revive Biodiversity (FinBio) Programm, das der Finanzindustrie helfen soll, Strategien zum Schutz des Naturkapitals und zur Eindämmung des Verlusts an biologischer Vielfalt zu entwickeln.
Die Initiative, die von MISTRA, der schwedischen Stiftung für strategische Umweltforschung, mit rund 5 Millionen Euro gefördert wird, wird vom Stockholm Resilience Centre (SRC) an der Universität Stockholm betreut.
Als Impact Partner stellen wir Investmentexpertise zur Verfügung und tragen zu transdisziplinärer Forschung bei, die darauf abzielt, naturpositive Veränderungen im Finanzsystem herbeizuführen. An der Partnerschaft wirken auch andere Konsortiumsmitglieder wie die UN Principles for Responsible Investment, die Finance for Biodiversity Foundation, die University of Oxford und die Stanford University mit.
Weitere Informationen finden Sie unter https://finbio.org