Wählen Sie ein anderes Anlegerprofil Um auf weitere Inhalte zuzugreifen, wählen Sie Ihr Anlegerprofil

Die USA wächst, Europa stagniert

Multi-Asset
Die US-Konjunktur bleibt robust, während Europa mit wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen hat. Wir halten an unserer übergewichteten Position in Aktien fest und bevorzugen hoch bewertete Unternehmensanleihen.
Video-Bild

Die globalen Investoren haben im Vorfeld der US-amerikanischen Wahlen vorsichtig agiert. Folglich war die Performance im Oktober sowohl bei den globalen Aktien als auch bei den globalen Obligationen anämisch. Nach dem klaren Sieg Donald Trumps und der Republikaner haben die US-amerikanischen und damit auch die globalen Aktienindizes einen starken Preisanstieg erfahren. Insbesondere die Small Caps sowie die Titel der Finanzwerte, der Informationstechnologie und der Industrie haben im ersten Novemberdrittel stark zugelegt.

US-Konjunktur viel robuster als diejenige Europas

Die US-Volkswirtschaft und insbesondere der US-Konsument haben einmal mehr die Marktbeobachter mit ihrer Nachfragestärke überrascht. Gemäss der Prognose unserer Ökonomen wird die USA in diesem Jahr mit 2,7 % wachsen und damit erneut über ihrem Potenzial liegen. Nach den Ende September erfolgten Revisionen der Einkommensentwicklung liegt das US-amerikanische reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) sogar über dem längerfristigen Wachstumstrend. Damit kann gesagt werden, dass die Covid-Krise in einer recht kurzen Zeit vollständig überstanden ist (Grafik 1).

Grafik 1: USA wächst über Potential

Pictet Asset Management, Refinitiv, 29.10.2024

Unter der neuen US-Administration werden weitere Wachstumsschritte wie die expansive Fiskal- und Deregulierungspolitik vorgenommen. Allerdings geschieht dies zu Kosten höherer Defizite des Staates und einer höheren Inflation. Die Immigrations- sowie die Handelspolitik werden den Druck auf die Preisentwicklung mittelfristig zusätzlich erhöhen.

Während die US-Konjunktur weiterhin robust bleibt, sieht die Lage in Europa anders aus. In diesem Jahr wird das reale BIP in der Euro-Zone rund 0,8 % wachsen und damit fast 2 % weniger als in den USA. Grafik 2 zeigt, dass die schwache ökonomische Performance der europäischen Länder seit langem anhält. Die Euro-Zone wächst seit dem Beginn der Covid-Krise deutlich unter ihrem langfristigen Wachstumspotenzial. Mehrere strukturelle Probleme im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten wirken negativ auf die Wachstumskräfte. In einer Welt, in der die zwei grossen Volkswirtschaften der USA und Chinas eine zunehmend dominierende Rolle spielen, bleibt Europa deshalb zurück. Ein Beispiel dafür ist, dass unter den zehn größten kapitalisierten Unternehmen der Welt kein europäisches zu finden ist. Ein wichtiger Grund dafür liegt darin, dass die US-amerikanischen und chinesischen Unternehmen große Binnenmärkte bedienen, was oft zur Bildung grosser Champions führt. Da in Europa sowohl der Binnenmarkt als auch die Kapitalmärkte nicht vollständig integriert sind, gibt es zwar viele nationale, aber selten gesamteuropäische Champions, die mit den US-amerikanischen oder chinesischen konkurrieren können.

Grafik 2: Euro-Zone wächst deutlich unter Potential

Pictet Asset Management, Refinitiv, 29.10.2024

Mehr Spielraum für Leitzinssenkungen in der Euro-Zone als in den USA

Die Federal Reserve (Fed) hat Anfang November die Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte gesenkt. Zudem hat der Fed-Präsident Jerome Powell eine weitere Senkung für Dezember in Aussicht gestellt. Sein Ziel besteht darin, näher zum neutralen Zins zu kommen. Er hat zudem angedeutet, dass es zu früh ist, die Folgen der Wirtschaftspolitik Trumps auf die Preisentwicklung zu berücksichtigen. Es ist tatsächlich davon auszugehen, dass die Fed zuerst auf die Implementierung der Politik der neuen Administration warten wird, bevor Änderungen im aktuellen geldpolitischen Kurs vorgenommen werden. Setzt die neue Administration jedoch die im Wahlkampf erwähnte Politik im Immigrations- und Handelsbereich vollständig um, wird die Fed den Leitzinssenkungsprozess beenden, bevor die Leitzinsen die 4 %-Marke unterschreiten. Die Lage in Europa sieht anders aus als in den USA. Die Europäische Zentralbank wird auf die schwache konjunkturelle Lage sowie die abnehmende Inflation der letzten Monate reagieren und die Leitzinsen im Verlauf des nächsten Jahres auf 2 % reduzieren. Folglich wird der Euro gegenüber dem US-Dollar schwach bleiben.

Weiterhin übergewichtet in Aktien

In unserer Anlagepolitik haben wir die bereits zuvor übergewichtete Aktienquote weiter erhöht. Wir sind der Meinung, dass die gute Verfassung der US-Konjunktur im Zusammenhang mit den derzeit nachlassenden Inflationskräften sowie die Aussicht auf tiefere Steuersätze den gewichtigen US-Aktien- und damit den globalen Aktienmarkt unterstützen. Bei den Obligationen bevorzugen wir Unternehmensanleihen mit einem hohen Rating, während die Restlaufzeit der global gehaltenen Anleihen derjenigen des Benchmarks entspricht. Bei den Schweizer Obligationen sind wir untergewichtet. Weiterhin übergewichtet bleiben wir in den Schwellenländeranleihen, die von den höheren Realzinsen und dem Inflationsrückgang in vielen Ländern profitieren sollten.