Selten wurden die Investmentkosten so gründlich unter die Lupe genommen. Und selten mit so nachhaltiger Intensität. Da die meisten aktiven Aktienportfolios seit der Schuldenkrise 2008 hinter ihren Benchmarks zurückgeblieben sind, scheinen Regulierer und Investmentberater mit den vielen Fonds, zu deren ständiger Underperformance sich auch noch hohe Gebühren gesellen, die Geduld verloren zu haben.
Das Gleiche gilt für die Finanzpresse. Die zunehmende Desillusionierung bei aktiv verwalteten Fonds und der Fokus der Investment-Gatekeeper auf die Kosten verändern die Finanzlandschaft. Passives Investieren gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Seit Ende 2007 sind passiven börsengehandelten Fonds (ETFs) 1,7 Bio. USD (netto) zugeflossen. Dem stehen 1,2 Bio. USD entgegen, die im gleichen Zeitraum aus aktiv verwalteten Anlageinstrumenten abgezogen wurden. Aus Perspektive des Einzelanlegers ist die Umorientierung sinnvoll. Die Gebühren sind bei Fonds, die einen Index nachbilden, niedriger. Hinzu kommt, dass diese Index-Tracker bessere Renditen erzielen als der durchschnittliche aktive Fonds (nach Anlagegebühren).Das ist einfache Mathematik, die keinerlei Relevanz für die Frage hat, ob es fähige Investmentmanager gibt. Da die Portfolios aller Anleger, die an einem Markt aktiv sind, der Markt sind, muss ihre durchschnittliche Rendite vor Kosten der Marktrendite entsprechen. Sobald jedoch die Kosten ins Spiel kommen, kommt der Durchschnittsanleger zwangsläufig zu kurz, da bringen auch besondere Fähigkeiten nichts.
Es wird sicherlich zu Problemen kommen, wenn die Indexnachbildung zur vorherrschen Anlageform wird. In einem solchen Szenario ist nicht klar, ob der Finanzmarkt in der Lage sein wird, das Kapital effizient zu verteilen. Genausowenig ist sicher, ob die Unternehmensleiter in die Pflicht genommen werden. Es könnte auch sein, dass auf einmal ganze Branchen von einigen wenigen Gesellschaften, die passives Investment betreiben, beherrscht werden – eine Entwicklung, die die Säulen der freien Marktwirtschaft zum Wanken bringen und Innovation unterdrücken könnte.
Die Begeisterung für Indexnachbildung ist aus dem Bestreben der Regulierer und Berater entstanden, die Kosten unter Kontrolle zu bekommen. Das ist an sich ein löbliches Ziel. Aber die längerfristigen Kosten, die im Zuge der weiteren Verbreitung des passiven Investierens entstehen, wurden dabei außer Acht gelassen. Wenn die Mehrheit der Anleger sich dessen bewusst wird, drohen Index-Tracker das System zu sabotieren, auf dem sie eigentlich errichtet wurden.
Die komplette Ausarbeitung ist nur auf Englisch verfügbar und kann hier heruntergeladen werden.